Gemeinsam Lösungen schaffen

Interview mit Hannah Niklas und Michael Löscher von der Schwarz Gruppe über eigen Initiativen und gemeinsame Lösungsansätze gegen das Plastikproblem.

Über die Schwarz Gruppe

Die Schwarz Gruppe mit ihren beiden Handelssparten Lidl und Kaufland ist eines der größten internationalen Handelsunternehmen. Die Unternehmensgruppe beschäftigt rund 430.000 Menschen und erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von 104,3 Milliarden Euro. Im Themenfeld Kunststoff und Kreislaufwirtschaft sorgt die Schwarz Gruppe für Aufmerksamkeit, da sie sich unter dem Titel REset Plastic (reset-plastic.com) nicht nur selbst eine umfassende Plastikstrategie auferlegte, sondern mit den Unternehmen Pre-Zero und GreenCycle eine eigene, komplette Entsorgungs- und Recyclingsparte gründete.

Hannah Nicklas leitet das Handlungsfeld REmove innerhalb der Plastikstrategie, über welches die Schwarz Gruppe die Beseitigung von Plastikmüll aus der Umwelt unterstützt. Michael Löscher zeichnet verantwortlich für den Bereich REsearch, über den innovative Lösungen investiert wird und Kooperationen mit Forschung und Entwicklung entstehen.

Wo sehen Sie insgesamt die größten Herausforderungen, speziell im Hinblick auf die größten Emissionsquellen im globalen Süden?

Hannah Nicklas: Die Entsorgungs- und Recycling-Infrastruktur hält in diesen Ländern nicht mit dem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung Schritt. Bei diesem Befund dürfen wir allerdings nicht vergessen, dass auch wir in Deutschland Jahrzehnte gebraucht haben, um ein Bewusstsein für getrenntes Sammeln von Abfall zu entwickeln und die erforderliche Infrastruktur aufzubauen. Und noch immer sind wir weit entfernt von optimalen Recyclingquoten.

Um in den asiatischen Schwellenländern zu einer systematischen und flächendeckenden Abfallwirtschaft zu kommen, bräuchten wir enorme Investitionen binnen kürzester Zeit. Solche Investitionen rechnen sich aber unter den momentanen Gegebenheiten oft nicht. Nicht zuletzt deshalb sind unsere „westlichen“ Lösungen auch nicht einfach zu exportieren.

Warum engagiert sich die Schwarz Gruppe in Asien?

Michael Löscher: Die Schwarz Gruppe ist als Handelsunternehmen selbst nicht in Asien aktiv. Wir haben dort keine Märkte, und aktuell sind wir auch nicht mit unserer Recyclingsparte PreZero operativ in dieser Region tätig. Wir verfügen aber über spezifisches Know-how, dieses möchten wir auch dort einbringen,wo wir nicht am Markt sind. Denn das Plastikproblem ist eine globale Herausforderung für uns alle.

Wie packen Sie das konkret an?

Michael Löscher: 2018 haben wir unsere Plastikstrategie unter dem Titel REset Plastic ins Leben gerufen. Sie besteht aus den fünf Handlungsfeldern REduce, REdesign, REcycle, REmove und REsearch. Wir betrachten also die gesamte Wertschöpfungskette. Ein großer Teil dieser Aktivitäten beschäftigt sich mit internen Verbesserungsmöglichkeiten. Als international tätige Handelsgruppe bringen wir viele Kunststoffverpackungen in Verkehr. Unser Ziel ist es, diese in den Wertschöpfungskreislauf zurückzuführen.

Hannah Nicklas: Unser Engagement für den Aufbau von Abfallwirtschaftssystemen im globalen Süden fällt in das Handlungsfeld REmove. Wir sind davon überzeugt, dass es wenig Sinn ergibt, Plastikmüll aus dem offenen Ozean zu fischen. Das Problem muss in seinem Ursprung, an Land, an den Flüssen und den Küsten gelöst werden. Das wiederum funktioniert nicht, indem man fertige Lösungen in Schwellen- und Entwicklungsländer exportiert. Deshalb unterstützen wir Lösungen, die gemeinsam mit den Akteuren vor Ort erarbeitet werden, beispielsweise das Projekt STOP in Indonesien, wo wir auch mit der Organisation One Earth – One Ocean e.V. gerade ein umfassendes Projekt aufsetzen. Unsere Kollegen bei PreZero sind in Vietnam, aber auch in der Ostsee mit dem WWF aktiv.

Nach welchen Kriterien wählen Sie aus, in welchen Netzwerken und an welchen Projekten Sie sich beteiligen?

Hannah Nicklas: Bei den Beseitigungsprojekten möchten wir nicht nur kurzfristig Abfall aus der Umwelt entfernen. Unser Anliegen ist es, die Partner von unserem Know-how langfristig profitieren zu lassen. So wollen wir beispielsweise das Flussreinigungsprojekt mit One Earth – One Ocean e.V. in Bekasi nach drei Jahren an die lokalen Akteure übergeben. Zudem ist es uns extrem wichtig, die gesammelten Abfälle einer Verwertung zuzuführen.

Michael Löscher: Was die Beteiligung an Netzwerken angeht, überlegen wir stets, ob wir mit unseren Möglichkeiten einen wesentlichen Impact im jeweiligen Netzwerk erreichen können. Natürlich erfordert ein globales Problem immer Kooperationen und Partnerschaften. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass viele Plattformen und Konferenzen parallel die gleichen Diskussionen führen. Wir suchen Kooperationen, in denen wir tatsächlich mitarbeiten und Potenziale einbringen können. Bei der Umsetzung mancher Lösungen ist man aber in der Tat manchmal allein schneller.