Neue Narrative für weniger Plastikkonsum

Interview mit Stephen Campbell, Kampagnenleiter im Bereich Umweltprogramme bei der Oak Foundation, über Recycling und neue Narrative.

Über die Oak Foundation

Die Oak Foundation ist eine familiengeführte Stiftung und wurde 1983 gegründet. Mittlerweile betreibt die Stiftung elf unterschiedliche Programme. Mit ihrem Umweltprogramm setzt sie sich seit 2014 gegen die Vermüllung der Weltmeere ein. Gemeinsam mit 20 NGOs hat die Oak Foundation 2015 ein Netzwerk gegründet, das unter anderem zur Entstehung der internationalen Bewegung #breakfreefromplastic geführt hat. Diese engagiert sich weltweit für eine massive Reduktion in der Nutzung von Einwegplastikprodukten.

Die Oak Foundation engagiert sich seit vier Jahren in diesem Bereich, was unterscheidet sie von anderen Akteuren?

Wir glauben nicht daran, dass wir das Problem beheben können, indem wir ausschließlich versuchen, die Recyclingquoten von Kunststoffabfällen zu erhöhen. Schaut man sich die derzeitigen Prognosen für die Kunststoffproduktion an, die einen Anstieg auf circa 600 Millionen Tonnen im Jahr 2035 gegenüber 380 Millionen Tonnen im Jahr 2015 voraussagen, und stellt dem die derzeitige Recyclingquote von weltweit neun Prozent gegenüber, ist es schwer zu glauben, dass Recycling alleine das Problem beheben wird.

Was braucht es Ihrer Meinung nach zusätzlich?

Die Oak Foundation setzt bei ihrem Engagement auf systemische Ansätze. Wir sind zum einen der Überzeugung, dass es ein differenziertes Narrativ rund um das Thema braucht, um zu erreichen, dass deutlich weniger Plastik produziert und konsumiert wird. Deshalb unterstützen wir von NGOs geführte Kampagnen, wie etwa #breakfreefromplastic, die gezielt das Bewusstsein von Verbrauchern und Unternehmen dafür schärfen, dass die großen Mengen an Kunststoff in der Umwelt eine Gefahr darstellen und eine Reduktion daher unumgänglich machen.

Wir arbeiten aber auch gezielt mit Unternehmen zusammen, die offen dafür sind, die Art und Weise, wie sie Plastik verwenden, zu verändern. Hier reden wir vor allem mit Konsumgüterherstellern und Handelsunternehmen. Eine wichtige Gruppe, die derzeit noch sehr zurückhaltend bleibt, ist die Chemieindustrie. Aus diesem Grund unterstützen wir unter anderem die Initiative New Plastics Economy von der Ellen MacArthur Foundation.

Es braucht beides, Druck von außen, wie zum Beispiel durch #breakfreefromplastic, und Kollaboration mit Unternehmen durch Ansätze wie die der New Plastics Economy.

Woran misst die Oak Foundation, ob sie mit ihren Aktivitäten erfolgreich ist?

Unser Hauptziel ist es, die Meere zu schützen. Um herauszufinden wie erfolgreich wir sind, müssen wir wissen, ob weniger Plastikmüll in die Weltmeere gelangt. Das ist zwar kein leichtes Unterfangen, aber für uns das ultimative Indiz dafür, ob wir und unsere Partner auf dem richtigen Weg sind. Um das herauszufinden, arbeiten wir mit einem australischen Forschungszentrum, der Commonwealth Science and Industrial Research Organization (CSRIO), zusammen. Derzeit wird eine validierte Baseline entwickelt, mit der gemessen werden kann, ob die fortlaufenden Anstrengungen der unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Akteure dazu führen, dass signifikant weniger Kunststoffabfälle im Meer landen.